Gerhard Crepaz mit einer Vorschau auf die aktuellen OrgelSPIELE von 16. Weihnachten.Hall und die Bedeutung der Musiken von VIERNE, BACH, MESSIAEN, BRAHMS u.a.

Louis Vierne (1870-1937) ergibt mit seiner Musik und dem Leben als seit 1907 gänzlich erblindeter Organist der Kathedrale Notre Dame de Paris den menschlich berührenden Bogen der sieben Konzerte von Advent bis Weihnachten 2017,

Nach Restaurierung und Umbau der Haller Pfarrkirche jetzt wieder auf der großen Orgel (Johann PIRCHNER 1998/99).

Ein Anfang: 1892 ernannte Widor seinen Schüler Vierne zum Stellvertreter an der Orgel der Pariser Kirche Saint-Sulpice. Nach Viernes erstem Preis in Orgel 1894 wurde er zusätzlich Widors Assistent in der Orgelklasse am Pariser Konservatorium. 1898 schrieb Vierne seine erste Orgelsinfonie op. 14. Ein Jahr später heiratete er die Sängerin Arlette Taskin, von der er 1909 wieder geschieden wurde. Beider Sohn Jacques, der gegen den Horror des Ersten Weltkriegs protestiert hatte, wurde am 11.11.1917 standrechtlich erschossen.

Ein Ende: Vierne starb 1937 während eines Konzerts am Spieltisch seiner Orgel in Notre-Dame an den Folgen eines Gehirnschlags. Viernes Schüler Maurice Duruflé berichtete später darüber: Vierne hatte soeben mit großem Ausdruck sein letztes Werk, das „Triptyque“, gespielt. Ich stand neben ihm, um zu registrieren. Als er den letzten Satz des Triptyque („Stèle pour un enfant défunt“) begann, wurde er blaß, seine Finger hingen förmlich an den Tasten und als er seine Hände nach dem Schlußakkord abhob, brach er auf der Orgelbank zusammen: Ein Gehirnschlag hatte ihn getroffen. An dieser Stelle des Programms sollte er über das gregorianische Thema „Salve Regina“ improvisieren. Aber anstelle dieser Hommage der Patronin Notre-Dames hörte man nur eine einzige lange Pedalnote: Sein Fuß fiel auf diesen Ton und erhob sich nicht mehr.

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